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Stehst'e oben...

0:1 gegen RW Essen

Unfassbar. Über 96 Minuten agiert der SC Wiedenbrück mit RW Essen nicht nur auf Augenhöhe, sondern erspielt sich sogar ein deutliches Plus an Torgelegenheiten. Dennoch unterliegt unsere Elf am Ende durch einen Treffer von Simon Engelmann mit 0:1. Minuten vor dem Ende erzielte Ufu Osawe den vermeintlichen Ausgleich, der jedoch aufgrund einer umstrittenen Abseitsentscheidung keine Anerkennung fand.
Daniel Brinkmann hatte seine Mannschaft im Vergleich zur Vorwoche taktisch wie personell kräftig umgebaut: Unsere Jungs starteten in einer 5:3:2 Grundordnung, in der Oliver Zech zwischen Tim Böhmer und Bjarne Pudel das Zentrum in der letzten Reihe verstärkte. Martin Aciz startete neben Hendrik Lohmar hinter den beiden Spitzen Niklas Szeleschus und Saban Kaptan und gab bei seinem Startelfdebüt eine klasse Leistung ab. Als besonderen taktischen Kniff lies unser Trainerteam auf der rechten Außenbahn Lukas Demming auf Essens Tempodribbler Isiah Young spielen und nahm dem Essener Linksaußen damit nahezu komplett aus dem Spiel.
 
Vor beinahe 1.500 Zuschauern startete das Spiel zunächst zögerlich. Essen war um Ballbesitz und Spielkontrolle bemüht, unsere Mannschaft benötigte einige Minuten, um in der neuen personellen Konstellation in die Ordnung zu finden.
 
An Schmackes gewann die Partie dann erst ab der 20. Minute, als Marcel Hölscher mit einem verrückten Reflex gegen Daniel Heber zunächst einen Rückstand verhinderte, dann mitansah, wie seine Jungs speziell in der Offensive immer besser zueinander fanden und die Essener Abwehr jetzt immer wieder über die Außenbahnen empfindlich aushebelten.
 
Nachdem Tim Böhmer, der eine Brosowski-Vorarbeit nicht optimal traf (31.), und Lukas Demming, der nicht genug Druck an die Kugel bekam (33.) der Essener Defensive die ersten Adrenalinschübe verpasst hatten, hätte Hendrik Lohmar Essens Fänger Davarai beinahe mit einem listigen Heber aus gut 50-Meter überlistet, letztlich flog die Kugel aber hauchdünn am Tor vorbei (35.). Als anschließend Martin Aciz den Ball volley artistisch am langen Pfosten vorbei jagte (38.) und Niklas Szeleschus einen Flugkopfball nur um Millimeter am Essener Tor vorbeisetzte (39.) war das 0:0 für die Rotweißen zur Pause eigentlich im Grundsatz bereits schmeichelhaft.
 
Alle die zum zweiten Durchgang eine kantige Leistungssteigerung der Gäste erwartet hatten, da zum gleichen Zeitpunkt der Konkurrent aus Münster bereits gegen den VfB Homberg führte, sahen sich jedoch schnell von der Realität eingeholt. Denn die clevere Wiedenbrücker Mischung aus einer aggressiv anlaufenden Offensive, gepaart mit guten Zweikämpfen und engen Räumen in der Defensive, saugte RWE jegliches Tempo aus den Kombinationen. Auf der Gegenseite machte sich der SC Wiedenbrück mit mutigem Passspiel und guten fußballerischen Lösungen immer wieder auf in Richtung Gästetor und blieb so immer gefährlich.
 
Zwar nahm die Quantität der Torraumszenen im zweiten Durchgang etwas ab. Die Qualität hatte es aber dafür um so mehr in sich. In der ersten knackigen Szene hatte Essens Fänger Daniel Davari einen achtfachen Schutzengel, als er Niklas Szeleschus an der Strafraumgrenze im vollen Tempo rabiat umrüpelte, Schiedsrichter Tietz anstatt auf Notbremse aber auf Abseits entschied und damit nicht wirklich richtig lag (64.).
 
Der Gefahr als Heimschiedsrichter im Beobachtungsbogen aufzutauchen entledigte sich Tietz aber spätestens beim Tor zum 0:1, als Simon Engelmann vor seinen Kopfballtreffer Oliver Zech mit gestrecktem Arm einen entscheidenden Schubs gab, der Treffer aber dennoch zählte (73.).
 
Damit gingen die Gäste mit der zweiten Torchance im gesamten Spiel in Führung und sahen sich nun einer brachialen Wiedenbrücker Schlussoffensive ausgesetzt, in der die umstrittenste Szene aber noch folgen sollte. Denn in der 87. Minute erhielt ein Kopfballtreffer von Ufumwen Osawe aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung keine Anerkennung. Bis zur Stunde war auch nach mehrfachem Studium der sporttotal Übertragung nicht abschließend zu klären, wer da genau wo in wessen Abseits gestanden haben soll. Unterm Strich auch egal: Der Treffer zählte nicht.
 
Letztlich blieb es bei der 0:1 Niederlage, die in die Kategorie „Stehst’e oben, gewinnst‘e diese Dinger“ einzuordnen war und die für unsere Mannschaft aufgrund der gezeigten Leistung extrem bitter daherkam, von den Essener Gästen anschließend aber eben auch frenetisch (und friedlich) gefeiert wurde.
 
Hilft alles nichts, am nächsten Samstag nehmen wir beim SV Straelen einfach einen neuen Anlauf auf den 13. Saisonsieg! Anstoß ist um 14 Uhr im Stadion an der Römerstraße.